Deichkind – „Befehl von ganz unten“ (Review)

13.2.2012
Willy
Music

Mit „Befehl von ganz unten“ releasen die Electrobarden ihr mittlerweile fünftes Studioalbum. Nun stellt sich hier aber die Frage, ob es auch an vergangene Erfolge wie eben „Aufstand im Schlaraffenland“ oder „Arbeit nervt!“ anknüpfen kann, dass ja mittlerweile schon wieder 4 Jahre her ist.

Die Antwort darauf ist schwierig zu beantworten. Man ist bemüht, viele neue Elemente einzubauen und nicht genauso zu klingen, wie auf der letzten Platte. Das klappt aber nur bedingt, denn der Sound prägt einfach und findet sich dann doch schon in den meisten Songs wieder.

So geht es schon mit einem total abgespacetem Intro los, bei dem man sich auf einer Raumstation vermutet und denkt, dass der Synthesizer gleich explodiert. Der erste Titel knüpft nahtlos an den zweiten Track namens „99 Bierkanister“ an, bei dem zuerst eine Hommage an Nena vermutet werden kann. Ist aber eigentlich Quatsch, denn was haben die Fischköpfe denn schon mit der „Voice of fuckin Germany“ zu tun.

Weiter geht es zum Track 3, der gleichzeitig der Albumtrack ist. Und spätestens hier merrkt man, dass Deichkind nix von ihrem abgedrehtem Pogo-Stil verloren haben. Ein reiner Spaß am rumspringen und pogen wird sofort sichtbar und man wünscht sich gleich wieder in den prall gefüllten Hallen zu stehen und eben das zu verkörpern.

Die beiden darauffolgenden Songs kühlen dann den ersten Aufheizgang wieder ab. Während uns bei „Leider Geil“ ein recht einfacher und minimalistischer Song erwartet, bei dem alles auf den Sprechgesang reduziert wird, kann man bei „Der Mond“ sehr starke paralellen zum Song „Luftbahn“ hören. Relativ reich an Melodien und Gesang, gut gelungen, aber keine Konkurenz für „Luftbahn„. Schade Ferris.

Wenn man sich gerade mit einer etwas ruhigeren Atmosphäre abgefunden hat, wird man gleich wieder aus dem träumen geholt, denn es folgt der mit Abstand beste Songs des Longplayers. Mit dem Namen „Illegale Fans“ zerstören die Hamburger einfach alles. Power, ein starker Text und Dubstep-Elemente. Das alles zum perfekten Song verbaut.

Mit dem Song „Partnerlook“ kann ich jetzt nicht so viel anfangen. Geht total emotionslos an mir vorbei. Ganz im Gegenteil zu „Bück dich Hoch„. Auch das ist wieder so ein typischer Hit, wie es schon „Arbeit nervt“ war. Exzellenter Gesang und Ferris rockt die Hook super. Made for the big crowd, macht Spaß zu hören.

Auf „Egolution“ und „Pferd aus Glas“ wird wieder viel mit den Synthesizern rumgespielt und neue Sounds ausprobiert. Besonders bei „Pferd aus Glas“ fühl ich mich sofort in einen angesagten Club auf den Dancefloor mit dem Drink in der Hand versetzt. Auch hier haucht der Atem des minimalen mit leichtem Drang zum Techno.

Und ja, das musste auch noch kommen, ein Song mit Auto-Tune in reinster Disco-Manier. Genau das verkörpert „Der Strahl“ und ich hoffte eigentlich, dass ich das diesmal umgehen kann, war aber eigentlich bei einer Band wie Deichkind vorabzusehen. Kann man verkraften. Dafür wird dieses Album einfach mal mehr als perfekt abgeschlossen. Denn für das Outro aka den Song „Die rote Kiste“ haben die Jungs keine geringeren als die Punk-Rock Legende Slime gewinnen können. Entstanden ist ein Song, bei dem man mit Bier in der Hand nur rumspringt und so hässlich tanzt, wie es nur geht.

Abschließend ist zu sagen, dass Deichkind nichts von ihrem Glanz verloren haben aber auch leider nichts wirklich neues bieten können. Textlich sehr sicher und abwechslungsreich, vermisse ich einfach einen neuen Sound. Gut ist aber auch, dass man immernoch ordentlich Party zu der Musik machen kann, denn das war meine größte Angst, bevor ich das Album das erste mal gehört habe. Eine durchwachsene Arbeit.

Befehl von ganz unten erschien am Freitag, den 10.02. auf Vertigo.

 

Über den Autor

Willy Dr. Lima

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