Steven Ellison – wir kennen ihn unter dem Pseudonym ‚Flying Lotus‘.
Ellison hat nicht nur bereits mehrere Male bei den ‚Independent Music Awards‘ abgeräumt, beattechnisch eine ganze Dekade geprägt, sein eigenes Plattenlabel ‚Brainfeeder‘ gegründet und für die Soul-Göttin Erykah Badu produziert, nein – er hat sogar seinen eigenen Radiosender im Videospiel ‚Grand Theft Auto V‘. Ja, das dachte ich mir auch: alles klar.
Sein Debütalbum ‚1983‘ veröffentlichte der kalifornische Produzent 2006 beim Label ‚Plug Research‘. Nach der Zusammenarbeit mit namhaften Musikern wie ‚José James‘ und ‚Gonjasufi‘ wechselte der junge Mann 2007 zu ‚Warp Records‘, auf dem dann einige Jahre später seine beiden anderen Alben ‚Los Angeles‘ und ‚Cosmogramma‘ erschienen. 2012 erschien sein viertes Studio-Album ‚Until the Quiet Comes‘ – doch damit sollte seine Schaffenskraft in diesem Jahr noch nicht zum Erliegen gekommen sein. Im selben Jahr erschien auch sein Album ‚Duality‘, auf dem er selbst nicht nur als Produzent, sondern zum ersten Mal auch als Rapper vertreten war.
Was ist dabei herausgekommen?
Auf einem Fundament aus gewohnt massiven Bassdrums und Schlagzeugelementen florieren eine experimentelle Fülle an angestaubten Tape- und Filmmusik-Samples, obligatorisch-klassischen Jazz-Einflüssen und wabernden Bassflächen zwischen verträumten Pop-Samples und eindrucksvollen Trompeten.
Während Ellison die meiste Produktionsarbeit geleistet hat, gibt es auf ‚Duality‘ auch noch einige nennenswerte Gastbeiträge von den Labelkollegen ‚Samiyam‘, ‚Jeremiah Jae‘ und ‚Teebs‘ zu bestaunen, die dem Ganzen einen astralen Sound verleihen und den Weg ebnen für keine anderen als Feature-Partner wie ‚Earl Sweatshirt‘ von ‚Odd Future‘ und ‚Just Blaze‘, dem Label-Gründer von ‚Fort Knocks Entertainment‘.
Lange Zeit wurde gerätselt, wer sich denn nun hinter dem Pseudonym ‚Captain Murphy‘ verstecke. Die wohl am meisten verbreitete Vermutung, bis Ellison sich Ende des Jahres amüsiert über seinen Twitter-Account outete, war, dass sich ‚Tyler, the Creator‘, Oberhaupt von ‚OFWGKTA‘, hinter der ganzen Affäre verberge, da Tyler und Ellison, durch den Vocal Filter, den Ellison benutzt, beinahe gleich klingen.
Wenn man genau hinhört, gibt es jedoch einige versteckte Hinweise: in ‚Between Friends‘ kann man am Ende des letzten Captain Murphy-Parts ein ‚Brainfeeder‘-Shout-Out hören und in ‚The Killing Joke‘ heißt es „Labels tryin‘ to sign me/ Speculating my identity/ Good luck, you’ll never find me.“. Fest steht, dass das ganze Mysterium um die zweite Identität Ellisons ihm im Endeffekt mehr Publicity eingebracht hat als die alleinige Nachricht, dass der Coltrane-Erbe und Beat-Revolutionär sich jetzt im Rappen versuche.
Die größte Ironie an der Sache ist darüber hinaus, dass FlyLo mit seinem Rap-Debüt die Veröffentlichungen vieler Alteingesessener des Genres mit gekonnter Leichtigkeit an die Wand spielt – ohne es auch nur im Mindesten zu versuchen. Er kanns einfach. Aber überzeugt euch selbst.