Neulich war die Eingangstür von unserem Bürogebäude kaputt, sodass jeder einfach reinspazieren konnte. Als es dann mal richtig schüttete traf ich auf dem Weg nach draußen den Joseph, der sich seine durchnässten Klamotten an der Heizung trocknen wollte. Für mich zählt das als gut erzogen, einem durchnässten, frierenden Menschen etwas Warmes anzubieten, also bin ich nochmal schnell hochgefahren, habe Tee mit extra viel Zucker gemacht und mich ein wenig runter zum Joseph gesetzt.
Joseph ist so circa 70 Jahre alt, genau weiß er das aber nicht mehr. Damals hat er als Dachdecker gearbeitet, zumindest bis er dann runtergefallen und sich schwer verletzte. Das geregelte Einkommen war Futsch, Verwandte gab es nicht und „der Staat schert sich doch an Scheißdreck um uns“, so Joseph. Jetzt zieht er mit seinem Einkaufswagen um die Häuser und schaut von Nacht zu Nacht, wo er schlafen kann. Ziemlich beschissen.
Bei Gott, ich bin absolut keine Mutter Teresa. Aber was der Joseph mir da erzählt hat und vor allem, wie er sich im Winter den Arsch abfriert, hat mich nachdenklich gestimmt. Mir ist klar geworden, wie dumm, verwöhnt und scheiße wir eigentlich sind. Zum Beispiel, dass wir übrig gebliebenes Essen wegschmeißen oder Klamotten mit einem kleinen Loch gleich ganz verbrennen. Das ist richtig ätzend und kann, nein Halt, das DARF doch nicht sein!
Richtig gut finde ich deswegen Organisationen wie One Warm Winter. Die Obdachlosenkampagne sammelt Spenden für winterfeste Klamotten und versucht, gerade die jüngeren Menschen auf das Problem aufmerksam zu machen – einfach, weil nicht jeder einen Joseph trifft, der einem sowas mal klar macht. Die Kampagne wächst auf jeden Fall zunehmend und findet dieses Jahr bereits zum vierten Mal statt! Und um der Aktion eine noch größere Reichweite zu verschaffen, werden dieses Jahr auch zwei Spenden-Partys im Berliner Bi Nuu und im Münchner Crux veranstaltet. Berlin darf sich den 8. Februar 2014 und München den 10. Januar freihalten.
Auch viele Promis unserer Generation setzen sich für One Warm Winter ein, wie zum Beispiel Palina Rojinski, Marteria und Olli Schulz. Ganz nach dem Motto „Das Leben ist kein U-Bahnhof„. Warum gerade jüngere Menschen adressiert werden? Weil genau dort meist Empathie und Respekt gegenüber den Schwachen und Hilflosen fehlt. Außerdem sind Obdachlose nicht selten Opfer von blinder Teenager-Wut.
Auch FourMusic sind am Start und veröffentlichen gemeinsam mit Friends with Benefits eine Best-Of Compilation mit Künstlern wie MC Fitti und Marteria. One Warm Winter x Four Music: Das Leben ist kein U-Bahnhof wurde am 13. Dezember veröffentlicht und gibt’s sowohl auf iTunes als auch Amazon für 9,99 Euro. Das Tolle: Alle Künstler verzichten dabei auf ihren Anteil, damit der ganze Gewinn an die Organisation geht.