Hip-Hop ist kein Zeigefinger

16.1.2014
wolfenwax
Interviews, Music

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In den letzten Zügen des vergangenen Jahres war ich mit den Jungs von Luk&Fil verabredet, um ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Am 16. Dezember 2013 wurde ihr zweites Album ‚Brot ist essbares Holz‚ veröffentlicht. Anlässlich dieses freudigen Ereignisses haben die beiden Mainzer Sichtexoten mir einige Fragen beantwortet.

Seit wann gibt es Luk&Fil?

KNOWSUM: Loki und ich sind schon seit der Grundschule Freunde. Irgendwann hat sich das mit Luk&Fil so ergeben, da wir beide gerne Musik gemacht haben. Zum Anfang gab es da noch jemanden auf unserer Schule, der auch in Richtung Hip-Hop rumgebastelt hat – von dem haben wir Beats bekommen. Dann habe ich angefangen, selber Beats zu bauen und Loki hat darauf gerappt. Damals sogar noch über die Playstation.

LOKI: Ja, irgendwann um die 6. Klasse herum hat das angefangen. Da haben wir uns wacke Beats aus diesem Internet gezogen und darauf gerappt. Oh Gott, sogar auf Englisch. Das war lustig… und zum Glück wurde es dann irgendwann besser (lacht).

Wie seid ihr zu eurem Label Sichtexot gekommen?

LOKI: Das war ganz witzig. Unser erster Auftritt war bei einem Rap-Contest in Mainz, der von Tufu und Buddi Becks organisiert wurde. Tufu und Buddi sind gleichzeitig auch die beiden Label-Gründer von Sichtexot, letzterer kümmert sich bei uns vor allem um die Juristerei. Aber zurück zum Thema: wir haben teilgenommen und sogar gleich gewonnen. Die Jungs fanden uns dope und haben uns zwei Jahre später, als sie das Label gegründet haben, gefragt, ob wir mitmachen wollen würden.

Danach folgten eure ersten Releases über Sichtexot, die ‚Ewokless EP‘ und euer erstes Album, ‚All That Glitter Ain’t Soul‘. War es anders für euch, nun mit einem Label im Hintergrund zu veröffentlichen?

LOKI: Nicht wirklich. Wir haben halt die ganze Zeit Musik gemacht. Besonders ‚All That Glitter Ain’t Soul‘ war eine Zusammenstellung von dem Material, das wir über zwei Jahre hinweg zusammengewürfelt haben. Bei der Fertigstellung des Albums haben wir darauf geachtet, das alles mehr oder weniger zusammenpasst – und dann haben wir es rausgehauen. Da hat uns Sichtexot aber nicht reingespielt. Wir haben einfach die Musik, die wir ohnehin über den Zeitraum der vergangenen Jahre gemacht haben, geordnet und auf ein Album gepackt. Erst bei unserem neuen Album ‚Brot ist essbares Holz‘ sind wir wirklich mit der Intention rangegangen, ein Album zu produzieren. Meiner Meinung nach ist es deswegen auch viel doper als alles Vorangegangene.

Wenn wir schon auf euer neues Album zu sprechen kommen: was könnt ihr über ‚Brot ist essbares Holz‘ sagen – insbesondere über den Schaffensprozess?

KNOWSUM: Ich habe Beats gemacht. Dann hat Loki gerappt. Und ich auch. Manchmal (grinst).

LOKI: Wir haben einen Track gemacht. Der heißt mittlerweile ‚Malcolm‘. Ursprünglich sollte er ‚The Boss Of Me Now‘ heißen. Knowsum hat ’ne dope Hook gemacht. Inhaltlich war das alles mehr so Unsinn. Gerade, wenn man sonst eher als ‚Conscious-Rapper‘ gesehen wird, war es für uns eine amüsante Abwechslung, zum Großteil Unsinn zu rappen. Es ist auch durchaus Sinn im Unsinn zu finden. Aber ‚Brot ist essbares Holz‘ ist auf keinen Fall dieses typische ‚Wir-erzählen-euch-was‘-Ding geworden.

Wie sieht das Musik machen bei euch aus? Trefft ihr euch in der Absicht, Tracks zu machen – oder wie läuft das bei euch?

KNOWSUM: Loki schreibt oft, wenn er bei mir ist. Ab und zu nehm‘ ich vorher noch was auf und schiebe es ihm dann rüber. Wir schicken uns viel hin und her.

LOKI: Ich schreibe meist aber zuhause, einfach, weil es dann besser wird. Wenn der Vibe stimmt, schreibe ich aber auch hier. Das macht dann auch mehr Spaß. Dann geht es mehr um Flow, um den Funk. Wenn man alleine schreibt, schreibt man bedachter. Wir machen aber selten zusammen einen kompletten Track am Stück fertig. Wir hocken uns nicht hin, er macht ’nen Beat und ich schreibe, wir schreiben ’ne Hook, er schreibt auch noch was und dann nehmen wir die ganze Chose auf. Nicht geplant, zumindest. Sowas braucht Zeit.

KNOWSUM: Am besten klappt es, wenn jeder seinen Scheiß macht und wir am Ende alles zusammenfügen. Und wir sind ja auch Homies, da funktioniert das ganz gut.

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Ihr habt dieses Jahr zum ersten Mal auf dem Splash gespielt – und dann gleich auf der Hauptbühne. Wie war das für euch?

LOKI: Ich war auf jeden Fall aufgeregt vorm Splash. Das bin ich eigentlich nie vor Auftritten. Da schon. Ist halt schon ’ne Nummer größer. Es war ja nicht wirklich wie auf der Hauptbühne zocken – es war am Donnerstag und es waren auch nicht so unglaublich viele Menschen da. Aber es hat natürlich Spaß gemacht! Das Splash insgesamt war dope! Es waren viele geile Acts da!

Wie sieht es aus, mit wem wolltet ihr schon immer mal zusammen arbeiten? Und mit wem habt ihr auf eurem neuen Album gearbeitet?

KNOWSUM: Ich würde sau gerne irgendwann mal was mit Hiob machen. Den feiere ich sehr. Auf dem Album vertreten sind die Dramadigs, Mio Mao, Tufu und Eloquent.

LOKI: Und die Cuts sind von Flowtec.

Wer oder was beeinflusst euch in eurem Schaffensprozess?

KNOWSUM: Bei mir ist es hauptsächlich die Musik von meinem Vater. Der hat damals schon ’ne CD gehabt, auf der ‚The Official‘ von Jaylib mit drauf war. Das habe ich in meinem Kinderkopf verinnerlicht und angefangen, Beats zu bauen.

LOKI: Dazu muss man sagen, dass Knowsum mal einen Beat gebaut hat, der so ähnlich klang wie ‚The Official‘, ohne sich bewusst an jenen Track zu erinnern. Der war fast genauso dope. Der Sound war noch nicht ganz so krass, aber er hat den Beat eben ähnlich geflippt.

KNOWSUM: Ist mir auch erst letztens klar geworden. Sau geil.

LOKI: Bei mir gehen die Einflüsse, was das Texte schreiben angeht, in Richtung Lunte von Sichtbeton, Retrogott von Huss & Hodn sowie Hiob. Darüber hinaus verarbeite ich natürlich auch viel von dem, was ich so lese.

Zum Abschluss: Von Klassikern über Neuerscheinungen – welche Interpreten rotieren bei euch gerade?

LOKI: ‚Doris‘ von Earl Sweatshirt, das neue SSIO-Album, die ‚Mote Con Huesillos‘ EP von Retrogott & Brous One, ‚Duality‘ von Captain Murphy, ‚Madvillainy‘ von MF Doom und Madlib, Hiobs ‚Drama Konkret’…

KNOWSUM: Ich höre momentan viel Dimlite… und das neue FlyLo-Album!

Vielen Dank an Luk&Fil für das Interview!

Ein Snippet zum neuen Album findet ihr hier.
Das Album könnt ihr unter anderem auf der Bandcamp-Seite von Sichtexot käuflich erwerben.

Kurzinfo
Künstler: Luk&Fil
Titel: Brot ist essbares Holz
Label: Sichtexot
Veröffentlichung: Dezember 2013

© Die Rechte für die Beitragsbilder liegen bei Daniel Hoffmann.

Über den Autor

wolfenwax

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