Graffiti-Altmeister aus München

22.3.2014
Willy
Stuff, Web

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Bereits mit vierzehn Jahren begann Loomit zu sprayen, nachdem die Schwester eines Freundes aus New York zurückkam und von der vollgesprühten U-Bahn erzählte. Das war seine erste Inspiration, er füllte Farbe in Sprühflaschen und probierte es einfach aus. Damals hieß er noch Matthias Köhler, lebte in München und nutzte die Vorteile der weitläufigen, abgelegenen Bahngleise, auf denen er sich erprobte und verewigte. Der „Geltendorfer Zug“ war sein erster, komplett mit Graffiti bedeckter S-Bahnzug. Es sollte nicht der letzte bleiben, auch wenn er sich damit mehrfach Anzeigen, Gerichtsprozesse und Geldstrafen einhandelte. Es war ein langer, zäher Kampf, doch punktuell konnten sich die Künstler behaupten, Flächen wurden für Graffiti freigegeben. Mitte der 1990-iger Jahre nahm er an der Gestaltung einer Hochhausfassade  in Bergedorf-Lohkamp teil. Dieses Projekt ging als höchstes Graffiti der Erde ins Guiness Buch der Weltrekorde ein.

Seine erste Inspiration zog er aus den Kunstwerken der „Subway Art“ und von Sprayern wie Seen, Lee, Dondi, Poem, Blade, Noc 147 oder Bando, Shoe, Cat22, Delta, Mode2 Mitte der 1980er Jahre.

Doch seine Aktivitäten führten ihn auch weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Er bereiste nicht nur New York und die Bronx, sondern auch Australien, Neuseeland, Hongkong, Indien, China und Russland; seine Arbeit führte ihn unter anderem nach England, Italien, Österreich, Norwegen und Irland.

Sprühender Mix mit Talent und Disziplin

Loomit ist damit praktisch zu einem Meister seiner Klasse geworden, auch wenn er sich selbst nur ungern als „lebende Legende“ bezeichnet. Zu seinem Erfolgsrezept gehört ein Mix aus Talent, Ehrgeiz und Disziplin, denn nur damit kann sich ein eigener Stil entwickeln –künstlerische Wurzeln hat Loomit nicht, auch wenn er viel Zeit in Museen und Bibliotheken verbringt.

Graffiti ist eigentlich nur eine Methode; jeder Sprayer hat seine Perspektive und sein Verständnis vom Sprühen, egal ob er sich an erlaubten oder verbotenen Wänden verewigt. Lange waren die Sprayer darauf erpicht, unsichtbar zu bleiben. Wurde man entdeckt, war Ärger mit der Polizei vorprogrammiert, es folgten Anzeigen, Gerichtsverhandlungen, Urteile und das Ableisten von Sozialstunden – etwa das Putzen von S-Bahnzügen. Das alles ist für Loomit schon lange Geschichte. Bereits Anfang der 1990iger Jahre gestaltete er das Badezimmer des Münchner Bürgermeisters Christian Ude. 2001 malte er in Bergdorf gemeinsam mit Kollegen das Dock-Art-Bild zu den Geburtstagsfeierlichkeiten des Hamburger Hafens und bemalte – ebenfalls in einer Gemeinschaftsaktion – die Unterführung unterhalb des Friedensengels in der Münchner Innenstadt.

Vom Illegalen zum Etablierten

Loomit hat es geschafft: er hat sich etabliert, wird zu Festivals eingeladen, koordiniert die Arbeit von Künstlergruppen. Er sieht also den Aspekt von legal und illegal mittlerweile als unwichtig an – er sei schließlich kein Teenager mehr und müsse sich auch nichts beweisen. Loomit gehört damit zur Elite einer Kunstform, die sich nur langsam und schrittweise aus dem Untergrund an die Oberfläche vorarbeitet. Und er gehört definitiv zu den wenigen, die von ihrer Kunst auch leben können. Vom Illegalen zur Ikone, präsentiert etwa im Blog bei Expedia oder niemand geringerem wie der Süddeutschen Zeitung.

Über den Autor

Willy Dr. Lima

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