Vor einigen Wochen war ich zum Urlaub machen in der wunderschönen Bundeshauptstadt und wollte eigentlich nur meine freie Zeit genießen. Einen festen Termin hatte ich jedoch, der, um ehrlich zu sein, auch der Grund für meine Reise nach Berlin war: Fashawn. Über Sureshot Promotions kam zu meiner übertriebenen Freunde ein Interview mit einem der mir allerliebsten US-Rapper zustande, wofür ich auch an dieser Stelle noch einmal danke sagen möchte.
So kam es also, dass ich Fashawn anlässlich seines aktuellen Albums „The Ecology“ im K1x-Showroom in Pankow zum Gespräch traf und selten hatte ich einen angenehmeren Gesprächspartner. Neben seiner unbestrittenen Dopeness am Mikrofon durfte ich Fashawn auch als wahnsinnig bodenständigen und bescheidenen Dude kennen lernen, der die halbe Stunde Gesprächszeit wirklich zu einem Erlebnis gemacht hat.
Sechs Jahre sind seit deinem Debütalbum „Boy Meets World“ vergangen – wie würdest du deinen Fortschritt von dem jungen Typen aus Fresno, der über das „Life as a shorty“ rappt, zu einem gestandenen Rapper beschreiben, der ein mit Spannung erwartetes Album auf Nas’ Mass Appeal veröffentlicht?
Ich würde es als Wachstum beschreiben. Wenn ich früher über das „Life as a shorty“ (shorty beschreibt hier den Neuling im Game, in der Hood, …) gerappt habe, musst du es nur mit einem Song wie „Higher“ vergleichen: Der Song ist über meine Tochter und ich spreche über mein Verhältnis zum Ruhm und was es für mich heißt, ein Vater zu sein. Es sind jetzt einfach wesentlich erwachsenere Themen, über die ich schreibe, weil ich das Gefühl habe, nicht nur als Künstler, sondern – viel wichtiger – als Mann gereift zu sein. Und ich glaube, das fängt an, sich in meiner Musik widerzuspiegeln.
Das ist genau das, was ich speziell an deiner Musik mag, sie gibt dem Hörer das Gefühl, eine ehrliche Einsicht in die Person hinter Fashawn zu bekommen.
Weißt du, das Image des MCs ist das dieses super-unbezwingbaren, harten Typen; es lässt keinen Platz für Verwundbarkeit oder Traurigkeit. Es erlaubt keine Emotionen, die Menschen tagtäglich begegnen. Ich versuche, Musik zu machen, die dazu eine Alternative bietet. Versteh mich nicht falsch, ich liebe das MCen immer noch, ich liebe es als Sport, als Kunst, als Handwerk, aber ich will dennoch über Dinge sprechen, die mich berühren, ohne gezwungene oder aufgesetzte Attitüde.
Ich bin einfach nur glücklich, ein Mann zu sein, nicht einmal DER Mann („the man“ im Original, ergo „der Krasseste/Dopeste…“) ich habe nie versucht, das zu sein. Ich mach mein Ding und zwar so, wie ich es möchte.
Nach dem überwältigenden Zuspruch für dein Debütalbum, bekamen wir als Fans sechs Jahre voll mit Mixtapes und Featureparts: Warum hast du ausgerechnet diesen Zeitpunkt für die Veröffentlichung von „The Ecology“ gewählt?
Haha, ich hab mir diesen Zeitpunkt nicht wirklich rausgesucht, es war einfach Zeit. Der Hip Hop hat dieses Album gebraucht, ich kann es wirklich nicht besser ausdrücken: Hip Hop hat „The Ecology“ gebraucht. Ich war dennoch durchgehend am Musik machen. Es hat zwei Jahre gedauert, um dieses Album in dieser Form zu kultivieren, alles andere war nur Training, das auf diesen großen Moment hingeführt hat. Alle diese Mixtapes dazwischen waren für mich nur eine Möglichkeit, den Sound für mein zweites, aber auch gleichzeitig mein erstes „richtiges“ Album zu finden, an dem ich gemessen werden würde.
Ich bin froh, dass ich mir Zeit gelassen habe, Gott sei Dank gibt es Mixtapes! [lacht] Nein ernsthaft, die Mixtapes, EPs, etc. waren wichtig, sie haben die Leute über diese sechs Jahre bei Laune gehalten. Ich musste die Geschichten, die ich auf „The Ecology“ erzähle, mit denen auf „Boy Meets World“ verbinden, ohne mich zu weit davon zu entfernen, ich musste diese Balance finden – und ich glaube, das habe ich geschafft.
Wenn es darum geht, um die künstlerische Perspektive, muss ich mich auf jeden Fall bei Kendrick Lamar und Nas bedanken: Ohne diese beiden hätte ich vielleicht nie mehr die Motivation gefunden, ins Studio zu gehen und ein Album zu veröffentlichen. Nas selbstverständlich, weil er mich gesignt hat und noch so viel mehr, aber ebenso auch Kendrick, der mich daran erinnert hat, dass ich dope bin. [lacht] Zu der Zeit, als er auf mich zu kam, hab ich diesen Push, diesen Arschtritt einfach gebraucht. Grüße, Dank und Liebe an die beiden.
Es verlangt mir viel ab, dieses Leben zu führen, weißt du? Es sieht vielleicht nach einer Menge Spaß aus, aber wenn man hinter die Fassade blickt, ist es wirklich harte Arbeit. Trotz alledem bin ich froh, wieder da zu sein, von Herzen froh sogar.
Letztes Jahr wurdest du offiziell bei Nas’ Label Mass Appeal gesignt, was die Erwartungshaltung für dein Album zusätzlich gesteigert hat. Wie fühlt es sich an, mit einer lebenden Rap-Legende wie Nas zusammenzuarbeiten und wie kam es zu deinem Signing?
Mit Nas zu arbeiten, ist wirklich einschüchternd, sogar „beängstigend“ phasenweise. Wenn du mit jemandem an einem Song arbeitest, dessen musikalisches Portfolio mit „Illmatic“ (veröffentlicht 1996 und Nas’ mittlerweile legendäres Debüt-Album) beginnt, was machst du dann? Wo soll das hinführen? Wie soll ich die Arbeit an dieser Platte angehen? Was sage ich? Was auch immer ich sage, es muss der Hammer sein, es hat diesen „Five Mics Standard“ (Fünf Mikrofone sind die Höchstwertung des US-Magazins XXL, quasi sechs Kronen in der Juice), das ist der Punkt, an dem es erst los geht.
Ja, es kann einschüchternd sein, aber es gibt mir viel, ja so viel zurück. Und wenn du fertig bist, fällt dir auf einmal auf, dass das für viele MCs auf ihrer Bucket List steht, einen Song mit Nas zu machen. Er ist in jedermanns Top 5, wenn es um Rap geht und jeder sagt „Ich muss einen Song mit Nas machen“. Und ich durfte es, konnte es und hab es getan. [lacht]
Es ist wirklich sehr schmeichelhaft, dass er sagt, ein Fan von mir zu sein, ich hab mich bis heute noch nicht daran gewöhnt. Ich bin jetzt seit einem knappen Jahr bei Mass Appeal und ich habe immer noch das selbe Gefühl, wenn ich meinen Chef sehe. „Dieser Gott bezahlt mich dafür, zu rappen? Ernsthaft?“ Das ist es, auf die Essenz heruntergebrochen – er bezahlt mich fürs rappen und ich kann es jeden Tag aufs neue immer noch nicht glauben.
Und, wie es dazu kam: Ich war in einer Art Transitionsphase meiner Karriere, ich war schon auf halbem Weg raus aus dem Rapgame, war kurz davor, zu sagen: „Scheiß auf alles, ich bin raus.“
Darf ich fragen, warum?
Hm, ich mag die Aufmerksamkeit nicht, den Ruhm nicht. Dieser Teil des Ganzen, das Dasein als „Berühmtheit“, es fühlt sich für mich an, als würde ich wie Jim Morrison irgendwann in einer Badewanne in Frankreich sterben, wenn ich voll auf den „Fame Train“ aufsteigen würde.
Wie hast du es dann geschafft, darüber hinwegzusehen?
Ich stehe einfach aufs Rappen, auf die Kunst und das Handwerk, das es darstellt! Um der Kunst willen nehme ich den ganzen Bullshit in Kauf, den sie mit sich bringt. Ich toleriere es, aber das ist nicht der Grund, warum ich es tue. Ich liebe es, Worte zu Papier zu bringen, Musik zu machen, ich liebe Sound, ich liebe gute Vibes, Menschen zusammenzubringen, ich liebe es, die Menge aus unterschiedlichsten Menschen aller Couleur beim Feiern zu sehen, die sich keine Gedanken über politische Unterschiede oder Rassenunterschiede machen, sondern unisono meine Musik abfeiern. Das gibt mir mehr, als es eine Platinschallplatte oder ein Magazincover oder alles andere, was die Berühmtheit mit sich bringt, mir jemals geben könnte.
Zusammengefasst: Ich toleriere alles, was es mit sich bringt, um der Kunst und des Handwerks willen. Aber ich könnte auch ohne den restlichen Scheiß leben, verstehst du? [lacht]
Auf jeden Fall, ich mag deine Einstellung! Doch zurück zu deinem Album: Welche Rolle hat Nas als Executive Producer in der Genese von „The Ecology“ gespielt – war er eher Mentor und Beobachter oder hat er expliziten Einfluss auf den Kreativprozess genommen?
Er ist verhältnismäßig spät in die Produktion von „The Ecology“ eingestiegen. Das Album hat wirklich zwei Jahre der Kultivierung gebraucht: Das erste Jahr bestand eigentlich nur daraus, dass Exile und ich versucht haben, unseren Vibe, unsere Chemie, unseren Sound wiederzufinden. Im zweiten Jahr kam dann Mass Appeal. Es fühlte sich an, als wären wir schon fertig mit dem Album, aber Nas, mit seinen Jahrzehnten an Erfahrung, stand uns immer mit Rat und Tat zur Seite. Er sagte beispielsweise: „Hört nie auf, aufzunehmen!“ Wenn man ein Album macht, darfst du wirklich nicht aufhören neue Tracks aufzunehmen oder alte zu überarbeiten, also hab ich seinen Ansatz verfolgt und seinen Rat beherzigt. Ich hab es, in meinen Augen, von einem musikalischen Level aufs nächste geschafft, nur durch die schiere Inspiration, die diese neuen Energien wie Nas oder Mass Appeal mir gegeben haben. Sein Einfluss manifestierte sich hauptsächlich als Vorschläge und Tipps vom Profi, weniger als Kritik.
Er ist recht einsilbig mit seinen Kommentaren, also sagte er immer, wenn ich ihm neue Sachen geschickt habe, nur „That’s that shit“, „Dope“, „Word“ und solche Sachen, aber dann wusste ich, dass es ihm gefallen hat. [Anm. d. Verf.: Fashawn sagte diese Sätze „in […] his best Nas voice“] [lacht]
Aber ernsthaft, Nas ist einfach der Coolste. Jeden Abend, nach den Aufnahmen, hab ich ihm diese in der Hoffnung geschickt, konstruktive Kritik zu bekommen, wo und wie ich mich verbessern könnte, aber alles, was ich bekam war ein Daumen nach oben oder ein „Great“ oder so was. Und obwohl ich natürlich dann zufrieden mit meiner Arbeit war, sagte ich zu ihm „Erzähl mir was, Alter! Gib mir Tipps! Sei mein Mentor!“ [lacht] Aber er sagte dann bloß „Ernsthaft, du rockst die Sache, mach einfach genau so weiter, wie du es bisher gemacht hast“ – und es lehrt dich als Künstler wirklich Demut, wenn du so etwas von jemandem wie Nas hörst.
Das beschreibt auch ganz gut seine Rolle als ausführender Produzent: Er hat sich mein neues Material angehört und mir unmittelbares Feedback gegeben, was glücklicherweise jedes Mal überwältigend war. Und als das Album dann fertig aufgenommen war und ich es ihm vorspielte, kam vielleicht noch der beste Tipp von seiner Seite: „Dreht seine Stimme hoch und die Beats runter“, also eher soundbezogene „Kritik“. „Du wirst mir dafür danken: Deine Vocals müssen über allem sitzen, egal wie gut der Beat ist. Du bist der Star in diesem Film, der Star der Show, vergiss das nicht.“ Also – danke, Nas! [lacht]
Dann lass uns gleich den Bogen zur Produktion und zur Soundästhetik deines Albums schlagen: „Boy Meets World“ wurde komplett von Exile produziert, was sich auf „The Ecology“ bis auf wenige Ausnahmen auch nicht ändert. War diese Konsistenz bei deinen Beats schon in der frühen Phase des Schaffensprozesses klar, oder war es eher logische Konsequenz?
Ich wusste sofort, dass ich mein Album nicht ohne Exile machen konnte, das wusste ich auch schon vor fünf Jahren. Es war einfach dieser bestimmte Sound, den wir zusammen erfunden haben und von dem ich wusste, dass ich ihn mit keinem anderen Produzenten erreichen würde. Das hab ich schon sehr, sehr früh bemerkt und ich habe mit Beats von Exile auch meine eigene Musikrichtung diagnostiziert, wenn du so willst – ich wusste, dass so eine Fashawn-Platte klingen muss. Man soll sie mit allem und jedem vergleichen können und sofort wissen, dass das meine Musik ist, die da läuft.
Ich wusste, dass „The Ecology“ nicht ohne Exile entstehen konnte und ich das auch nicht gewollt hätte. Das komplette neue Album stammt ja von einem Song meiner ersten LP, der den gleichen Namen trägt und diesen sehe ich als perfekte Manifestation unseres gemeinsamen Sounds.
Auf deinem neuen Album sind auch Produktionen von renommierten Produzenten wie The Alchemist oder DJ Khalil zu hören, die ja mit vielen zeitgenössischen Genies wie Dilated Peoples, Action Bronson und vielen anderen zusammengearbeitet haben. Welche klangliche Ästhetik wolltest du erreichen, indem du die Vielfalt der Produzenten erweitert hast?
Es sollte nach 2015 klingen, aber immer noch diese Integrität und Unbeschwertheit von 2009 haben, verstehst du? Ich wollte das selbe Herz, die selbe Seele, das selbe Gefühl wie auf meinem Debütalbum haben. Aber ich persönlich wusste nicht, wie ich das erreichen sollte, ich wusste nicht, wie ich etwas erschaffen sollte, das immer noch frisch und neu ist und dir gleichzeitig dieses Gefühl der Nostalgie gibt. Es ist schwer für mich selbst, das zu tun, aber ich wusste, dass ich es mit Leuten wie DJ Khalil oder Künstlern wie Aloe Blacc schaffen konnte. Ich meine, die beiden sind mittlerweile Popstars, nicht mal mehr Underground- oder Szenegrößen sondern echte, globale Persönlichkeiten. Ich wusste, mit jemandem wie Aloe – ich meine, du gehst in einen 7-11, hörst einen Track und es bestht die gute Chance, dass er von Aloe ist [lacht] – würde es nicht schwer werden, die Platte nach heute, nach 2015 klingen zu lassen, denn die Leute, mit denen zusammen zu arbeiten ich mich entschieden hatte, sind mittlerweile wirklich angekommen, gestandene Künstler. Ich sehe sie auch nicht als Features aus Fresno, aus Kollaborationen aus der Grizzly City, sondern eher auf einem globalen Level, als Zusammenarbeit mit Leuten die international angesehen sind, wie eben Aloe Blacc, Nas oder sogar Dom Kennedy, die alle Fans über den ganzen Globus haben.
Ich wollte auf diese Weise die Massen erreichen, aber ihnen gleichzeitig das Gefühl geben, dass das immer noch Fashawn ist. Immer noch der selbe Typ, der auch schon auf „Boy Meets World“ gerappt hat, nur sollte das Album eben nach Mass Appeal klingen. Es sollte massiv klingen und die ganze Präsentation musste auch so werden. Ich musste einfach nach paris fliegen, um das Cover zu schießen, es hat einfach Sinn gemacht, an diesen Stellschrauben zu drehen, denke ich.
Es ist alles einen Schritt weiter, es ist Fashawn reloaded. Auf meinem ersten Album habe ich einfach das ganze Magazin leergeschossen, ohne zu wissen, wohin ich eigentlich schieße, es war einfach [Maschinengewehrsounds]. Jetzt steht auf jeder Patrone ein Name. Sorry, wenn ich viel in Metaphern spreche, aber dafür werde ich ja bezahlt! [lacht]
Wie viel von Fashawn steck in den Beats auf „The Ecology“? Wurden die Beats exakt für dich produziert oder hattest du kreativen Einfluss à la „Ich möchte dieses Sample“ oder „Ich will hier eine 808“?
Um ehrlich zu sein, bin ich nicht wirklich ein großer Fan vom Produktionsaspekt des Ganzen. So lange ich Musik habe, die etwas in mir auslöst, wenn das auf das große Ganze meiner bisherigen Veröffentlichungen passt, dann reicht mir das. Dann beschäftige ich mich nicht damit, wie die Drums klingen, oder wie der Bass klingt, oder wer das dann am Ende gemastert hat oder so was. Ich bin auch nicht wirklich in der Materie, was die Produktion angeht, nur ich und mein Mic, verstehst du?
Aber in Bezug auf die Leute, mit denen ich arbeite: Ich versuche, mich einfach mit großartigen Leuten zu umgeben. Mein Freund Iceman aus Kalifornien, beispielsweise, er mastert alle meine Sachen, er mastert für viele angesehene Künstler und ich vertraue ihm komplett, dass am Ende alles sauber klingt und sauber rüberkommt. Iceman, Mike, hat zum Beispiel auch Kendrick Lamars „Good Kid m.a.A.d City“ gemastert: Ich versuche einfach, Leute zu haben, die in ihrem Feld die Besten sind und lasse sie einfach ihr Ding machen. Ich für meinen Teil bin ein MC, ich bin ein Künstler und ich versuche mein Möglichstes da rein zu stecken und es nicht mit anderen Dingen zu vermischen.
Gibt es einen Produzenten – US-amerikanisch oder weltweit – mit dem du liebend gerne einmal zusammenarbeiten würdest? Einen Favoriten?
Mit Suff Daddy zu arbeiten, wäre der Wahnsinn, ich bin ein Riesenfan von ihm. Er war gestern Abend auch im Club und hat einfach abgerissen, mit seinen Beats und auch als DJ. Ich habe sein Album „The Gin Diaries“ vor ein paar Jahren das erste Mal gehört, als ich hier in Deutschland war und hab mich einfach in seine Produktionen verliebt. Also auf jeden Fall Suff Daddy und auf jeden Fall würde ich auch gerne nochmal mit Dr. Dre Musik machen. Ich habe mit ihm schon ewig nichts mehr gemacht und dabei hat noch keine Menschenseele den Scheiß gehört, den wir schon zusammen produziert haben! [lacht]
Also Suff, Dre, DJ Premier natürlich, Public Enemy… Ich wäre auch liebend gern ein Teil der Native Tongues, keine Ahnung, ob die noch Leute aufnehmen, aber hey, ich wäre am Start. [lacht] Keine Ahnung, es gibt viele Leute, mit denen ich gerne Musik machen würde, aber zu allererst wohl mit denen, die ich dir gerade genannt habe. Oh, und Kanye, auf jeden Fall, ich glaube wir würden böse Sachen zusammen kreieren.
„FASHionably Late“ im verganenen Jahr und jetzt „The Letter F“ auf deinem neuen Album – dürfen sich deine Fans und Hörer auf mehr Qualitätsmusik von dir und The Alchemist freuen?
Auf jeden Fall, Gruß an Alc an dieser Stelle! Ich kann mir gut vorstellen, mit The Alchemist ein komplettes Album zu machen, das hab ich auch auf jeden Fall auf dem Zettel. Wir sind Brüder, verstehst du, das geht über die Musik hinaus. Ich und Alc sind wie ich und Exile, durch diese beiden Herren habe ich meinen Sound erst gefunden mit den beiden werde ich bis ans Ende meiner Tage zusammen arbeiten.
Das sind großartige Neuigkeiten für deine Fans, mich inklusive! In deiner zeitgenössischen Musik beschreibst du deine Reise vom besagten Shorty zum „Man In The House“ – ist diese Entwicklung mit bestimmten Ereignissen aus den letzten sechs Jahren verknüpft? Und, wenn ja, wie korreliert deine musikalische Veränderung damit?
Natürlich, ich bin viel gewachsen in diesen sechs Jahren. Ich bin Vater geworden, ein Mann mit einem gewissen Einfluss, ein in der Hip-Hop-Szene weltweit angesehen Künstler – in dieser Zeitspanne ist viel passiert, was mein Leben nachhaltig verändert hat. Und, du musst verstehen, ich habe 20 Jahre meines Lebens nicht als Fashawn verbracht, nur als ein junger Schwarzer aus Fresno, ein junger Schwarzer, der in den USA aufwächst, den die Mehrheit mit 21 im Knast oder tot sieht und nicht auf Tour, nicht sein gefeiertes Debütalbum promotend, sondern tot. [lacht]
Deswegen habe ich mich nach meinem ersten Album wie wiederbelebt gefühlt, wie neu geboren, als ich 21 war, ein erwachsener Mann. Da hat mein Leben erst so wirklich angefangen, in diesen vergangenen sechs Jahren. Ich finde jetzt erst wirklich heraus, wer ich bin, was ich dieser Welt, meiner Familie, der Menschheit bedeute, wenn du so willst. Ich bin immer noch dabei, das herauszufinden und ich denke all das zusammen beschreibt meine Veränderung von damals zu heute ganz gut.
Du hast bereits anklingen lassen, wie es ist, mit einem Gott wie Nas zu arbeiten: Wie kam das Feature mit Busta Rhymes, einem weiteren Veteranen des Games, zustande?
Das war lustigerweise sogar hier, in Deutschland. Ich bin nach dem letztjährigen splash! Festival nach Köln gefahren, um mir das Konzert von Nas anzusehen. Exile hatte mir erst kurz davor einen Beat geschickt und ich war backstage mit Nas, um ihn, was das Album anging, auf den neuesten Stand zu bringen. Also Exiles Beat – er hatte ihn mir wirklich gerade erst geschickt und sagte: „Ich weiß, das Album ist eigentlich fertig, aber ich glaube, du willst auf diesen Beat ein paar Worte sagen.“ Sobald ich den Beat angemacht hatte, reagierte Nas mit „Woooo, was ist das? Was ist das? Was immer es ist, es kann eine ganze Menge und es muss Teil des Albums werden!“
Ich sagte ihm, der Beat sei von Ex, und Nas hat ihn Busta gezeigt. „Wer ist das? Aus Kalifornien, sagst du?“ Busta Rhymes hatte noch nie etwas von mir gehört, aber er hat den Beat und meinen Part darüber gehört und sagte, er müsse einfach dabei sein. Die Initiative ging wirklich von ihm aus, ich wusste nicht einmal, ob er mich überhaupt in irgendeiner Form auf dem Schirm hatte. Naja, also wurde er schlagartig ein Fan und ich kam dazu, auf meinem zweiten Album ein Feature mit Busta Rhymes zu haben. [lacht] Selbst, als ich nur die Hook hatte, konnte ich mein Glück kaum fassen, aber wir haben einen Remix mit einem kompletten Part von Busta in der Pipeline, der euch umhauen wird. Für den Remix werde ich auf jeden Fall auch nochmal recorden, einen Track mit Busta Rhymes macht man nicht einfach so. [lacht]
Wow, man darf also gespannt sein. Aber welche Erwartungen hast du selbst an „The Ecology“? Es bekommt ja mittlerweile schon Attribute wie „Instant Classic“ oder „Album des Jahres“.
Alter, ganz ehrlich, ich habe gar keine Erwartung an das Album. Ich weiß nicht, ob es sich verkaufen wird, ich weiß es nicht, ob ich damit fünf Jahre touren kann, wie es bei meiner ersten Platte der Fall war, ich weiß es nicht. Aber ich mache mir ehrlich gesagt auch keine Sorgen darüber, wie es abschneidet, denn es ist Musik und jeder Song hat sein eigenes Leben. Es gibt allein zwischen Kick und Snare eine Unendlichkeit und ich habe das Album jetzt gemacht: Es ist draußen, es ist fertig, es ist im Äther – und das ist etwas Zeitloses, ich fühle mich verewigt und unsterblich gemacht durch meine Musik. Das allein ist schon genug für mich. Ich hab keine Erwartungen daran, außer an mich selbst, dass ich meine Shows Abend für Abend abreiße, jedes Mic zerstöre, vor das ich trete. Aber natürlich will ich auch, dass die Leute mein Album lieben, dass sie von meiner Musik berührt werden und etwas daraus mitnehmen.
Zu guter Letzt: Darryl Robertson von XXL hat dein Album – sehr treffend, wie ich finde – folgendermaßen beschrieben: „’The Ecology’ lebt durch einen MC, der eine riesige Bandbreite an Inhalt darstellt, gepaart mit dem Selbstvertrauen, seine Story zu erzählen, auch wenn es nicht darum geht, Tonnen an Drogen zu verkaufen, Schlampen zu vögeln und mit Juwelen behangen zu sein.“ Wie würdest du dein neues Album in einem Satz zusammenfassen?
„The Ecology“ ist kein Album eines Rappers, sondern ein Album eines menschlichen Wesens.
Großartige Worte zum Abschluss, vielen Dank für die Zeit, ich hatte eine Menge Spaß!