
Foto: Max Threlfall
Was ein Land. Die Kultur Japans kenne ich persönlich nur aus Filmen und doch kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass diese sehr alt, trächtig und zu respektieren ist. Auf diesem Fleck Erde trifft alles von damals auf alles von heute. Wer an Tokio denkt, hat gleich riesige Werbetafeln und beleuchtete Bordsteine im Sinn – und das nicht zu unrecht. Und wäre das nicht schon Kulturclash genug, sind die Punkrocker von SMILE AND BURN ins Land eingefallen um zu feiern, zu bocken, und Krach zu machen, der die Leute zum tanzen zwingt.
Begleitet wurden die Berliner vom ebenfalls in der Hauptstadt ansässigen Fotografen Max Threlfall, der es darauf angelegt hat, seine Kunst on-the-road auszuführen und somit die perfekte Würze hergibt, um den Aufenthalt einer Berliner Punkband in einem der wohl abgefahrensten Länder der Welt festzuhalten. Wir haben exklusiv für euch ein paar tolle Shots von Max mit ein paar Zeilen der Band zusammengemischt, die uns erzählen, wie der Trip nach Japan zustande kam und wie sie die dortige Sprachbarriere überwunden haben.
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Foto: Max Threlfall
SMILE AND BURN sind eine Band, die die Gunst der Stunde nutzt und sich dann durch bedingungsloses „am Ball bleiben“ auszeichnet. Es gibt nur eine Handvoll Ziele für Bands aus dem Punk und Alternative Genre, von denen jeder schonmal geträumt hat. Dass man es in England und den USA niemals schaffen wird aber in Moskau und Tokyo noch Magie passiert, ist landläufig bekannt. Nach Asien wollten wir schon immer und als das Gerücht die Runde machte, dass ein entfernter Bekannter nach Japan zieht und Kontakte zu Bookern hat, spreizten wir die Finger und begannen den erbarmungslosen EmailVerkehr, der nach Monaten in den Satz mündete: „Es wird Zeit die Flüge zu buchen.“ Der Rest ist halbwegs kalkulierbares Risiko.

Foto: Max Threlfall
Natürlich haben wir den Lonely Planet von vorne bis hinten durchgeackert. Und dabei selbst auf die Details geachtet, wie uns transparente Regenschirme zuzulegen. Auch wenn der Trend mittlerweile auf einem absteigenden Ast zu sein scheint, sehen die Straßen Shibuyas in der nächtlichen Beleuchtung immernoch aus wie Wanderwege für Quallen.

Foto: Max Threlfall
Den einzigen Vorwurf, den man uns nach unserer Rückkehr gemacht hat, ist, dass wir nicht in der Roboter Bar waren. Schande über uns, aber dafür haben wir alles andere genauestens studiert: Tempel, Tokio von oben, Tokio von unten. Wo sich die Tokioter nachts am Strand treffen, wo die Businessleute ihr sonst so zurückhaltendes Dasein beiseite lassen und an den Spielautomaten alle angestauten Emotionen rauslassen oder wo sie durch die Gassen mit den kleinen Bänken und Stehtischen torkeln, um sich ein paar Stunden später wieder in die überfüllte UBahn drücken zu lassen. Nackte MangaMiezen und blinkende Schilder, vor denen man die ganze Nacht mit offenem Mund stehenbleibt und nach jedem SapporoBier bisweilen mehr sabbert, gab es auch reichlich zu sehen.

Foto: Max Threlfall
Was einem als Band quasi in den Schoß gelegt wird, ist das Kennenlernen anderer Menschen. Die Bands mit denen man spielt, die Crew, die Zuschauer, die nach ein paar Bier zuviel mit einem auf dem Bürgersteig abhängen, obwohl man kein Wort japanisch kann. Zumal: Im allgemeinen Adrenalindumb nach den Shows lässt es sich auch gut bei einer letzten Zigarette auf dem Dach zusammen schweigen. Selbst an der alten Hausvermieterin, die jeden morgen in bester Manier ihre hart antrainierten deutschen Sätze zum Besten gibt und am Ende doch behauptet, man hätte unerlaubten Damenbesuch gehabt, kommt man irgendwie nicht vorbei. Bei 36 Millionen ist es aber auch schwierig nicht zumindest ein paar Leute zu treffen. Und wenn alles nichts hilft, findet sich immer irgendwo jemand für einen nächtlichen Karaokeabriss.

Foto: Max Threlfall
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So schön der Trip der Berliner nun auch gewesen ist, sie sind wieder auf deutschem Boden und gehen im Januar des neuen Jahres mit niemand geringeren als den fuckin‘ Donots auf Tour, bei welcher folgende Locations abgerissen werden:

Foto: Max Threlfall

Foto: Max Threlfall

Foto: Max Threlfall

Foto: Max Threlfall

Foto: Max Threlfall

Foto: Max Threlfall