Ich hatte dem Hip Hop in den letzten Monaten zugegeben so ein wenig abgeschworen. Passiert. Nicht böse gemeint oder so, aber (wie bei allen Genres) hat man eben seine Momente, wo man gewisse Musik einfach nicht mehr abhaben kann, bzw. man findet sich selber in einer Lebenssituation und/oder Stimmung wieder, in der einem andere Töne und Beats einfach mehr taugen. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass ich den Release von DJ Frictions und Bobby Sayyars Platte „Hier um zu bleiben“ um einen satten Monat verpasst habe und erst die letzten Tage so wirklich dazugekommen bin, da mal reinzuhören.
Unter der Rubrik Chimperator Select vertreibt das Stuttgarter Label über seinen Shop zukünftig Releases von Acts, die nicht bei Chimperator gesignt sind, jedoch trotzdem unterstützt werden sollen. „Hier um zu bleiben“ ist das erste Baby, das der Ex-Freundeskreis DJ Friction gemeinsam mit dem jungen und durchaus talentierten Stuttgarter Junge Bobby Sayyar darüber gedropped haben.
Es ist der Versuch die Beats der „Alten Schule“ von Friction, mit dem neuen, jugendlichen Charme des deutschen Hip Hops zu verbinden. Bobby trägt damit nicht nur die Last, die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens in seine Lines zu packen, sondern meistert dies auch mit seinem unverkennbarem Flow. Gewürzt mit dem Knistern des Staubs auf den alten Vinyls von Frico, entsteht so eine Verbindung zwischen den geschätzten Werten von damals und den luftig, locker leichten Zeilen von heute. Die Musik wird schließlich immer schnelllebiger. Man skipped sich durch YouTube Videos, so dass man die entschleunigende Wirkung des Hip Hops oft unterschätzt, wenn nicht sogar vergisst.
Dass das Video zu „Immer noch rauf“ mit knapp zwei Minuten gegenüber des Originals mit vier Minuten Länge geschnitten wurde, darf man daher vielleicht auch als kleines Statement verstehen: Gönnt euch einen Drink, lehnt euch zurück, nehmt euch die Zeit und genießt die Musik, denn „Hier um zu bleiben“ ist es allemal wert.