Das Musst Du Hören: Kaufmann Frust – Sommermelodie

07.6.2016
Markus
DMDH, Music

Screen Shot 2016-06-07 at 13.52.18

Es fehlt mir in letzter Zeit oft der Mut dazu, einfach mal „Ich weiß es doch auch nicht“ zu sagen. Als junger, ambitionierter Mensch wird man gerade in politisch eher unruhigen Zeiten von so vielen Seiten gelenkt, die einen in Versuchung führen, nur den Glauben an „das Eine“ oder „das Andere“ zu haben. Wichtige Entscheidungen werden uns jedoch das ganze Leben begleiten. Eine Erkenntnis, die man in der Regel eher spät als früh einsieht.

Ich befinde mich derzeit zugegeben selber gerade in einer Phase meines Lebens, die ich irgendwie zu sortieren versuche. Eine Band aus Stuttgart fungierte in den letzten Wochen dabei aber glücklicherweise als zuverlässiger Saubermann in meinen Kopf.

„Dort hinten zieht ein Vogel mitten in der Nacht, um einen Platz zu finden, an dem er wenn er aufwacht keine Gefahr befürchten und ihr vorbeugen muss wo er seine Lieder singen kann.“

Orientierungslosigkeit und eine große Portion Melancholie – davon verstehen Kaufmann Frust eine Menge. Im Jahr 2013 gegründet, spielten sich die Schwaben schnell zunächst in die Punk-Rock-Herzen der Region und so schließlich dann auch in den Fokus der ersten Labels. Über das eigens für die Jungs gegründete Chicos Records, releasten sie kürzlich ihre aktuelle EP „Unter den Augen“. Ihr Sound bewegt sich hierbei irgendwo zwischen Post-Punk, Indie-Pop und Slowcore, was den Jungs um Matze, Ollo, Flo und Jan vermutlich aber auch ziemlich egal sein dürfte. So beschreiben sie ihren Stil schließlich selber als „Everything is light and sound“. Eine Beschreibung, die perfekt auch die Stimmung ihrer neuesten Single „Sommermelodie“ einfängt.

Screen Shot 2016-06-07 at 14.20.01

Es mag sein, dass die Atmosphäre beim erstmaligen Anhören noch nicht ganz überschwappen mag, doch spätestens wenn man sich auf den dunklen, aufbauenden Klang eingelassen hat, entsteht eine besondere Dichte, die einen letztlich die Geschichten der Band nacherleben lässt. Ihre deutschsprachigen Texte fühlen der Zeit dabei auf den Zahn: Es sind die kleinen Schwierigkeiten, die die Jungs melodisch verpacken zu wissen ohne dabei in plakative Oberflächlichkeiten zu rutschen. Seien es Orientierungslosigkeit, Selbstfindung und die Existenzängste, mit der junge Menschen gedanklich oft zu kämpfen haben. Kaufmann Frust lassen mit ihrer Lyrik dem Zuhörer viel Spielraum um seine eigenen Gedanken und Inspirationen zu schöpfen – ein Talent, das unter Textern nicht selbstverständlich ist.

Die instrumentalen Parts aus „Sommermelodie“ werden dabei passend so schlicht und zurückhaltend eingesetzt, dass sie fast schon wie indirekte Beleuchtung im eigenen Kopf wirken. Die ebenso subtile filmische Inszenierung sorgt letztlich dafür, dass man sich unabgelenkt in seinen eigenen Gedanken verlieren, und für etwas mehr Ordnung im eigenen Kopf sorgen kann. Mögen sie anfangs vielleicht noch an andere Vertreter ihres Genres wie Tomte oder Turbostaat erinnern, erkennt man schnell, dass Kaufmann Frust ihren ganz eigenen Stil gefunden haben, der hoffentlich eine erfolgsverheissende Zukunft für sie bereit hält.

Weitere Informationen zu Kaufmann Frust, sowie aktuelle Tourdaten erhaltet ihr auf der Facebookseite der Jungs, sowie auf Bandcamp.

Über den Autor

Markus xxx

Send this to a friend