Kindermalereien gegen rechte Wahlplakate: Ein Dorf in Meck-Pomm kapert Laternenmaste

06.9.2016
Markus
Web

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Foto: Allerhand e.V

„Wir wollen, dass sich die Menschen begegnen und mit unterschiedlichen Themen auseinandersetzen kön­nen.“

Zahlen lügen bekanntlich nicht – und die vergangene Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern warf leider kein besonders gutes Licht auf das Bundesland im hohen Norden. Es gibt jedoch immer wieder Menschen, die auch in Gemeinden an der Ostsee dafür sorgen, dass rechtem Gedankengut kein Platz geboten wird.

„Die NPD hat hier auf dem Land so massiv geflaggt, dass es kaum auszuhalten war.“

Im 250-Seelen-Dorf Qualitz, auf halber Strecke zwischen Schwerin und Rostock, sorgte Bildhauerin Barbara Wetzel dafür, dass rechten Parteien wie der AfD und der NPD keinen Platz geboten wird. Denn in Qualitz zieren statt hässlichen Wahlplakaten lediglich die Malerrein der Kinder aus der ortsansässigen Schule und dem Kindergarten die Zaunpfähle, Bushaltestellen und Laternenmaste. Statt „Asylflut stoppen!“ also nur Pappkühe und quitschbunte Herzen.

„Die Menschen genießen es, dass das Bild im Dorf von den Arbeiten der Kinder bestimmt ist.“

Nun ist es allerdings so, dass Gemeinden dazu verpflichtet sind, Platz für Wahlwerbung freizuhalten, nur:

„wenn der schon besetzt ist, geht das halt nicht“, sagt Wetzel lachend.

Über das letzte Jahr waren die Kinder des Dorfes gar so fleißig, dass die gebastelten und gemalten Bilder in einer offiziellen Freiluft-Veranstaltung ausgestellt worden sind, die bislang von mehr als 120 Besuchern besichtigt wurde.

„Wir haben die Bürgermeisterin gefragt, ob wir für die Ausstellung bis Mitte September auch die Laternen nutzen dürfen. Sie war total erfreut über diesen Schelmenstreich“.

Bei aller Euphorie über diese tolle Aktion, bleibt Barbara Wetzel aber realistisch. Denn auch in Qualitz hat die AfD 23,2 Prozent, die NPD 3,2 Prozent geholt.

„dass wir jetzt diesen rechtspopulistischen Brocken am Hals haben, ist besorgniserregend. (…) Wir sind hier im kulturellen Niemandsland.“

Doch sie bleibt optimistisch, denn  „Was wir hier machen, ist etwas sehr Stetiges, Langsames“ fügt sie hinterher und sendet nicht nur mit der Aktion, sondern auch mit ihren Worten ein schönes Signal aus dem Bundesland, das viele bereits als „Hochburg des Rechtsextremismus“ abgestempelt haben.

via taz

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Markus xxx

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